Deutsche Rentenversicherung

Netzwerken in der beruflichen Rehabilitationsforschung

Netzwerke gehören zum beruflichen Kontext: Im Forschungsschwerpunkt "Weiterentwicklung der beruflichen Rehabilitation" werden sie im Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis gelebt. Begleitende Aktivitäten wie gemeinsame Veranstaltungen sollen die Zusammenarbeit zwischen den geförderten Projekten, den Mitarbeitenden der beteiligten Rentenversicherungsträger und aus den Einrichtungen der beruflichen Rehabilitation stärken.

Aktuelle Nachrichten

Netzwerktreffen 2024 in Erkner

Der Arbeitsmarkt in Deutschland hat Konjunktur und Fachkräfte werden händeringend gesucht. Doch trotz verstärkter Bemühungen zur Integration bleibt die Quote von arbeitslosen Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen konstant hoch, beschreibt Dr. Jannis Hergesell vom Forschungsnetzwerk Alterssicherung der Rentenversicherung ein Phänomen. In seiner Keynote „Im betrieblichen Alltag bleiben (?)“ sprach er beim Vernetzungstreffen des Forschungsschwerpunktes zur Weiterentwicklung der beruflichen Rehabilitation im Juni 2024 in Erkner über Akteurinnen und Akteure, Routinen und Integrationsprozesse im Betrieb. Bereits zum dritten Mal hatten sich die Beteiligten dort zum Netzwerken und wissenschaftlichen Austausch getroffen.

In dem rentenversicherungsübergreifenden Forschungsschwerpunkt werden neun Projekte gefördert, die wissenschaftliche Methoden einsetzen, um die Situation in der beruflichen Rehabilitation präziser zu beschreiben und zu erklären, damit sich Entwicklungen besser vorhersagen und Ansatzpunkte für Veränderungen finden lassen. Untersucht wird in den Projekten das Management von Zugangswegen in die berufliche Rehabilitation und bei den Übergängen zwischen den Leistungen, die Relevanz komplexer und diskontinuierlicher Fallgestaltungen, die Rolle bestimmter Berufsgruppen und die Bedeutung der von ihnen erbrachten Leistungen.

Dr. Jannis Hergesell gab in seimem Impulsvortrag aus soziologischer Perspektive einen Einblick, welche  Hindernisse, aber auch Potentiale für Arbeitgeber bestehen, die gesundheitlich beeinträchtigte Arbeitnehnehmende neu einstellen oder weiterbeschäftigen wollen. Er präsentierte Erkenntnisse des Forschungsprojektes „Eine Typologie der Arbeitsbeziehungen zwischen Arbeitgebern und gesundheitlich beeinträchtigten Personen (ERMTYP)“, in dem er mit Prof. Dr. Nina Baur, Cornelia Thierbach, Vanessa Uloth und Peter Fauth an der Technischen Universität (TU) Berlin gearbeitet hatte.

Betriebe seien als Orte der Integration bisher vom Hilfesystem nur unterkomplex „versorgt“, konstatierte Hergesell. Differenzierte Hilfen nach Betriebsgrößen, Branchen und Problemstellungen mit individuellen, niedrigschwelligen und vor allem aufsuchenden Unterstützungsangebote durch Reha-Beraterinnen und -berater, Case-Managemant, Integrationsfachdienste und Jobcoaches seien nötig. Lokale Vorgesetzte müssten einbezogen werden beim sukzessiven Einbinden von relevanten Akteurinnen und Akteuren auf allen Ebenen der betrieblichen und außerbetrieblichen Hilfen, plädierte Hergesell. In einem anschließenden Workshop eruierte er unterstützt von Cornelia Thierbach, TU Berlin, mit den Forschenden in Erkner die Frage: „Stay at anstatt Return to Work? Warum Betriebe Mitarbeitende mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen eher halten als neu einstellen“.

Dr. Marco Streibelt von der Deutschen Rentenversicherung diskutierte mit den Teilnehmenden in Erkner in einem Workshop über ein Modell zu generischen Erfolgsfaktoren der beruflichen Wiedereingliederung. Er stellte ein wissenschaftlich erarbeitetes Modell der beruflichen Wiedereingliederung nach chronischer Erkrankung vor. Im Zentrum der anschließenden Diskussion stand das zentrale und vielleicht überraschende Ergebnis seiner Forschung: Die entscheidenden Einflüsse auf dem Weg zurück in Arbeit sind generisch, treten also bei allen Erkrankungen mehr oder weinger stark auf. Die Konsequenz daraus sind noch stärker an der Teilhabe und weniger an konkreten Erkrankungen ausgerichtete Strategien in der beruflichen Rehabilitation.

Mit dem jährlichen Vernetzungstreffen in Erkner wurde seit 2022 ein Raum geschaffen, damit die Forschenden und die Vertreterinnen und Vertreter der beteiligten Rentenversicherungsträger sich austauschen und ihre Erwartungen überprüfen können. Die Forschenden stellten den Stand ihrer aktuellen Arbeit vor und präsentierten ihre Ergebnisse. Außerdem entwickelten gemeinsam in Workshops ein Konzept, mit die Ergebnisse in der Praxis bekannt gemacht und zum Teil auch verstetigt werden sollen. Ende 2024 werden drei Projekte ihre Untersuchungen beenden und ein viertes Ende Januar 2025. Vier weitere Projekte beenden im Dezember 2025 ihre Arbeit und das neute und letzte Projekt dann Ende 2026. Am 19. September 2025 ist eine wissenschaftliche Abschlusstagung des Forschungsschwerpunktes in Halle/Saale geplant.

Bildergalerie vom Netzwerktreffen 2024 in Erkner

Erkner_FSP_BerReha_24_Quelle: Jana Honczek/DRV Bund

Besuch bei der historischen S-Bahn Berlin

Ausrangiert, aber längst nicht aufs Abstellgleis gestellt: im historischen Depot der Berliner S-Bahn in Erkner stehen Bahnen, die Geschichte schrieben. In ihrem ersten Arbeitsleben brachten sie das Publikum auf den Gleisen von A nach B. In ihrer zweiten Karriere avancierten ausgewählte Bahnen der Berliner S-Bahn, die in 2024 ihren 100. Geburtstag feiert, zu Filmstars. Einen Einblick gab Robin Gottschlag, Vorsitzender des Vereins Historische S-Bahn Berlin, den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus dem Forschungsschwerpunkt beim Vernetzungstreffen in Erkner im Juni 2024. Er zeigte, wo Tom Hanks für den Hollywood-Film "Bridge of Spies" saß, wo der S-Bahn-Mörder sein Unwesen trieb und öffnete den Panoramawagen, in dem die englische Queen 2004 vom Berliner Ostbahnhof nach Potsdam chaffiert wurde.

Erkner_FSP_BerReha_24_Quelle: Jana Honczek/DRV Bund

LEArNCOFFEE: Mut zur Fehlerkultur in der Wissenschaft, um aus Erfahrungen zu lernen

Was ist, wenn die Realität in die Forschung grätscht und die sorgfältig überlegten Pläne durchkreuzt? Wie reagieren, wenn vorab genau kalkulierte Zahlen und Größen plötzlich nicht mehr passen - während die Projektzeit läuft und die Uhr tickt? Auf dem 33. Rehabilitationswissenschaftlichen Kolloquium in Bremen sprachen beim LEArN COFFEE die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Forschungsschwerpunkt zur Weiterentwicklung der beruflichen Rehabilitation mit Dr. Marco Streibelt über konkrete Herausforderungen, die während der Projektlaufzeit auftraten. Was ist passiert? Was hat das für das Projekt bedeutet? Welche (guten oder schlechten) Lösungen wurden gefunden bzw. waren realisierbar? Welche Auswirkungen hatte das auf die Forschungsfragen und die Methode? Und welchen Impact hat das Ereignis auf die zukünftige wissenschaftliche Arbeit?

Mit dem Ziel, eine offene und sanktionsfreie Fehlerkultur zu entwickeln, diskutierten die Forschenden lösungsorientiert und effizient darüber, welche Chancen in Hürden liegen und sie teilten ihre Erfahrungen. Die Rekrutierung von Teilnehmenden und Kooperationspartnern bei Forschungsprojekten, die Zusammenarbeit im Projektbeirat, die Kalkulation von Ressourcen bei partizipativer Forschung, Methode und Feldzugang waren ausgewählte Probleme, die in den Projekten während der Laufzeit auftraten und für die kluge Lösungen gefunden werden mussten. Wie das gelungen ist, hören Sie in einer Folge des Wissenschaftspodcasts "rehalitätsnah".

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Soziale Arbeit beim Kongress für Teilhabeforschung in Köln 2023

Soziale Arbeit ist ein Baustein in der Rehabilitation in Deutschland. Die Fachkräfte für Soziale Arbeit gehören zum Kern von Reha-Teams und damit zur professionellen Arbeit im Rahmen von Reha-Leistungen. In den Rahmenkonzepten zur medizinischen Rehabilitation und zu Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben (LTA) der Deutschen Rentenversicherung ist das festgelegt. Wenig erforscht sind hingegen ihre Aufgaben, ihre Verantwortung und auch der Reha-Erfolg durch Soziale Arbeit. Im Forschungsschwerpunkt zur Weiterentwicklung der beruflichen Rehabilitation versuchen verschiedene Projekte dieses Forschungsdesiderat zu schließen. In der Forschungs- und Ideenwerkstatt der Deutschen Gesellschaft für Rehabilitationswissenschaften (DGRW) e.V. auf dem 3. Kongress für Teilhabeforschung im September an der Universität Köln wurden sie vorgestellt. Im Rahmen der Session "Stärkung und Sicherung der Teilhabe gesundheitlich beeinträchtigter Menschen – Zum Beitrag der Sozialen Arbeit im Kontext medizinischer und beruflicher Rehabilitationsleistungen" präsentierte Nadja Scheiblich, Universität Bielefeld und Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, zunächst das unter der Leitung von Prof. Dr. Thorsten Meyer-Feil bereits abgeschlossene Projekt "Aufgaben und Rollen Sozialer Arbeit in der medizinischen Rehabilitation: SWIMMER".

Prof. Dr. Dieter Röh von der HAW Hamburg, der das Projekt "Netzwerke und Kooperationen in der beruflichen Rehabilitation: NEKOBERE" leitet, zeigte auf, dass gute Netzwerkarbeit die Basis für effektive Versorgungsstrategien im gegliederten System ist. Nadja Scheiblich präsentierte anschließend die Studie "SABER: Bedarfe und Bedürfnisse betroffener Menschen und ihre Adressierung in der Sozialen Arbeit im Rahmen beruflicher Rehabilitation", in dem die sozialen Bedarfe der Teilnehmenden hinsichtlich sozialer Sicherung, sozialer Unterstützung und persönlicher Entwicklung identifiziert werden sollen.

Aus dem Forschungsprojekt „Aufgaben und Nutzen Sozialer Arbeit in der beruflichen Rehabilitation“ (ANSAB) stellten Katrin Ebener-Holscher und Julia Seefeld von der Hochschule Düsseldorf erste Ergebnisse auf Basis von Fokusgruppendiskussionen und Interviews mit in der Sozialen Arbeit Tätigen vor. Im Anschluss diskutierten die Forschenden mit dem Publikum, ob die Professionalisierung die zentrale Funktion Sozialer Arbeit unterstützt, Betroffene durch Begleitung und adäquate sowie explizite Berücksichtigung ihrer Wünsche und Bedürfnisse zu stärken und so auch zu ihrer Selbstbestimmung und Befähigung beizutragen. Moderiert wurde die Verantaltung von Dr. Marco Streibelt, Deutsche Rentenversicherung Bund.

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Netzwerktreffen 2023 in Erkner

Das Blumenkasten-Beispiel der Implementierung hat Prof. Dr. Ralph Möhler von der Universität Düsseldorf beim Netzwerktreffen des Forschungsschwerpunktes zur „Weiterentwicklung der beruflichen Rehabilitation“ im Juni 2023 in Erkner vorgestellt. In seinem Vortrag über „Komplexe Interventionen: Wie gelingt die Transformation?“ referierte der studierte Pflegewissenschaftler und ausgebildete Krankenpfleger aus der Perspektive der Pflegeforschung wie wissenschaftliche Erkenntnisse nachhaltig in die Praxis kommen können.

Sein Vergleich: Wird bei heißen Temperaturen der Blumenkasten gegossen, sei das „Wasser praktisch die Implementierung“, klärte Möhler auf. Dazu zählten die Informationen und die Unterstützung, die Forschende bereitstellen, damit Strukturen verändert werden können. Das Wasser, was aus dem Blumenkasten wieder rausläuft, gehe im Prozess der Implementierung verloren. Die Adaption sei das, „was diejenigen, die es machen sollen am Ende übrig behalten. Das ist das Wasser, das in dem Blumenkasten drinbleibt“, erklärte er anschaulich.

Im rentenversicherungsübergreifenden Forschungsschwerpunkt zur „Weiterentwicklung der beruflichen Rehabilitation“ steht der Gewinn wissenschaftlicher Erkenntnisse für die Praxis im Mittelpunkt. Gefördert werden dazu neun Projekte, die wissenschaftliche Methoden einsetzen, um die Situation in der beruflichen Rehabilitation präziser zu beschreiben und zu erklären, damit sich Entwicklungen besser vorhersagen und Ansatzpunkte für Veränderungen finden lassen. Die Basis sind dafür Transparenz und Vernetzung.

Mit dem jährlichen Vernetzungstreffen in Erkner wird ein Raum geschaffen, damit die Forschenden und die Vertreterinnen und Vertreter der beteiligten Rentenversicherungsträger sich austauschen und ihre Erwartungen überprüfen können. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler entwickelten gemeinsam mit den Mitarbeitenden der Rentenversicherungsträger in Workshops ein Wissenstransfer-Konzept. Außerdem stellten die Forschenden den Stand ihrer aktuellen Arbeit vor und präsentierten zum Teil erste Ergebnisse.

Für den Podcast "rehalitätsnah" wurde in Erkner eine Sonderfolge aufgenommen. Moderator Dr. Marco Streibelt nimmt das Publikum in der Podumentary ganz "rehalitätsnah" mit ins große Plenum und in die Arbeitsräume der Forschenden.

Hören Sie hier rein.

Bildergalerie vom Netzwerktreffen 2023 in Erkner

Netzwerktreffen 2022 in Erkner

Welche Rolle hat der Reha-Beratungsdienst im Prozess der beruflichen Rehabilitation? Wie kommen Forschende an statistische Daten zur beruflichen Rehabilitation? Was haben Taschentücher mit Forschung nach wissenschaftlichen Standards zu tun? Und könnte eine Spielzeugmünze einen unbezahlbaren Einfluss auf die Fähigkeiten von Teilnehmenden einer beruflichen Rehabilitation haben? Im Juli 2022 trafen sich die Forschenden der wissenschaftlichen Projekte, die im Forschungsschwerpunkt „Weiterentwicklung der beruflichen Rehabilitation“ gefördert werden, in Erkner zum ersten Vernetzungstreffen in Präsenz.

Prof. Dr. Matthias Bethge, Universität zu Lübeck, stellte fallbezogene Analysen und Ergebnisse des Forschungsprojektes „Individuelle Verläufe von Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben (IV-LTA)“ vor. Die statistischen Zahlen zeigen: rund 405.000 Anträge für Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben gingen im Jahr 2019 bei der Rentenversicherung ein. Im Corona-Jahr 2020 erreichte die Zahl der Anträge 365.500. Die Höhe der Bewilligungen passte sich entsprechend an: 2019 wurden rund 265.000 Anträge genehmigt, 2020 waren es knapp 249.000. Die Zahl der abgeschlossenen Leistungen lag in 2019 bei 135.000 Leistungen. Rund 10.000 Leistungen weniger wurden in 2020 beendet. Auf Basis dieser Entwicklungen hatten sich acht Rentenversicherungsträger zusammengeschlossen, um erstmals einen gemeinsamen, Rentenversicherungsträgerübergreifenden Forschungsschwerpunkt ins Leben zu rufen. Begleitaktivitäten wie gemeinsame Veranstaltungen sollen die Zusammenarbeit zwischen den geförderten Projekten, den Mitarbeitenden der beteiligten Rentenversicherungsträger und aus den Einrichtungen der beruflichen Rehabilitation stärken, um den Nutzen des Forschungsschwerpunkts, der bis Ende 2026 angelegt ist, für die Wissenschaft und die Praxis zu erhöhen.

Dr. Torsten Alles und Dr. David Bühne vom iqpr – Institut für Qualitätssicherung in Prävention und Rehabilitation GmbH an der Deutschen Sporthochschule Köln entwickeln und evaluieren im Projekt „WORKout“ ein individuelles, berufsbezogenes, körperliches Training per App zur Förderung der beruflichen Teilhabe im Kontext beruflicher Rehabilitation. Denn die Wiedereingliederung in Arbeit nach beruflicher Rehabilitation setzt auch körperliche Leistungsfähigkeit voraus. Vor allem bei Qualifizierungen in Berufen mit spezifischen körperlichen Belastungen wie Werkstattberufen unterscheiden sich die Anforderungen innerhalb der Ausbildung deutlich von denen im späteren Berufsleben. Eine Trainings-App soll hier helfen mit Übungen die Fitness zu erhöhen und beispielsweise den Gleichgewichtssinn und die Feinmotorik zu verbessern. Die Wissenschaftler haben im Projekt einen Selbsttest zur Einschätzung der körperlichen Fähigkeiten entwickelt. Das Besondere: handelsübliche Haushaltsgegenstände werden zum Trainingsgegenstand. Eine Spielzeugmünze soll in einer vorgegebenen Zeit mit drei Fingern schnell und sicher gewendet werden, um die Feinmotorik zu trainieren. Ein Paket Taschentücher auf dem Boden wird dagegen zum Balanceakt für den Körper, wenn eine Hand es berühren muss, während ein Bein den Boden verlässt. Den aktuellen Entwicklungsstand ihres Projektes präsentierten Alles und Bühne in Erkner und diskutierten mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern beispielsweise über Motivationsstrategien und andere Hürden in der Umsetzung der Projekte.

Über die Rolle des Reha-Beratungsdienstes im Prozess der beruflichen Rehabilitation referierte Thomas Trinks, stellvertretender Leiter des Reha-Beratungsbereiches Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt, und widmete sich anschließend in einer „Praxisreflektion“ den Chancen und Herausforderungen, vor denen einzelne der geförderten Projekte stehen. Prof. Dr. Heike Ohlbrecht von der Universität Magdeburg analysierte in einem Workshop mit den Forschenden qualitative Erhebungs- und Auswertungsmethoden im Kontext der beruflichen Rehabilitation. Katharina Werhan und Sebastian Ellert vom Forschungsdatenzentrum der Rentenversicherung stellten ihr Angebot an prozessproduzierten Datensätzen vor, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern auf Antrag bereitgestellt werden können für Forschungsfragen. In ihrem Vortrag konzentrierten sie sich auf die Daten zur beruflichen Rehabilitation und gingen auf die gezielten Fragen der Forschenden zu ihren Projekten ein.

Bildergalerie vom Netzwerktreffen 2022 in Erkner

Erkner_FSP_BerReha_04Erkner_FSP_BerReha_04Quelle: Raphael Gödecke / DRV Bund

Impulse für die berufliche Rehabilitation: Auftakt 2022 in Münster

Die berufliche Rehabilitation der Rentenversicherung zielt auf eine dauerhafte Eingliederung von Menschen mit chronischen Erkrankungen und Behinderungen in das Erwerbsleben. „Die Leistungen zur beruflichen Rehabilitation haben in den vergangenen zehn bis fünfzehn Jahren an Bedeutung gewonnen“, betonte Brigitte Gross, Direktorin der Deutschen Rentenversicherung Bund, am Mittwoch während der Auftaktveranstaltung des Forschungsschwerpunktes „Weiterentwicklung der beruflichen Rehabilitation“ im Rahmen des 31. Rehabilitationswissenschaftlichen Kolloquiums in Münster. Acht Träger der Deutschen Rentenversicherung haben erstmals einen gemeinsamen Forschungsschwerpunkt ins Leben gerufen. Ziel ist es, wissenschaftliche Erkenntnisse für zukunftsfähige Leistungen und Prozesse in der beruflichen Rehabilitation zu entwickeln. Seit Oktober 2021 werden neun Forschungsprojekte gefördert.

Die Aufwendungen für Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben steigen jährlich konstant an und lagen im Jahr 2019 bei 1,3 Mrd. Euro. Für die Rentenversicherung hat daher die kontinuierliche evidenzbasierte Weiterentwicklung ihrer Leistungen eine hohe Bedeutung. „Wir brauchen Forschungsergebnisse, die uns Aufschluss über die Wirksamkeit unserer Leistungen geben und neue Erkenntnisse, die bislang unerkannte Bedarfe identifizieren und zeigen, mit welchen Reha-Angeboten darauf reagiert werden kann“, sagte Brigitte Gross beim Forschung-Praxis-Dialog. Sie diskutierte mit Prof. Dr. Heike Ohlbrecht, Otto-von-Guericke Universität Magdeburg, Andreas Flegel vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Dr. Susanne Gebauer, Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Berufsförderungswerke und Geschäftsführerin des Berufsförderungswerks Nürnberg, und Dr. Marco Streibelt, Leiter des Dezernats Reha-Wissenschaften der Deutschen Rentenversicherung Bund, über die wissenschaftliche, praktische, aber auch politische Bedeutung des neuen Forschungsschwerpunktes. Einführend hielt Prof. Dr. Ohlbrecht einen Impulsvortrag zum Thema „Welche Arbeit braucht der Mensch? Zum Wandel der Arbeitswelt(en) und den Herausforderungen für die berufliche Rehabilitation“. Die Wissenschaftlerin lobte die Rentenversicherung für diese Initiative, die berufliche Rehabilitation zu stärken und sichtbarer zu machen.

Untersucht werde in den einzelnen Projekten das Management in Zugangswege in die berufliche Rehabilitation und den Übergängen zwischen den Leistungen, die Relevanz komplexer und diskontinuierlicher Fallgestaltungen, die Rolle bestimmter Berufsgruppen und die Bedeutung der von ihnen erbrachten Leistungen. Aber auch konkrete Konzepte und Interventionen werden von den Forschenden evaluiert, erklärte Dr. Streibelt. Er wies auch auf die Bedeutung der Vernetzung innerhalb der beruflichen Rehabilitation und des neu aufgesetzten Forschungsschwerpunktes hin, dessen Projekte bis 2026 laufen werden. „Wir sind mit den Forschenden eng in Kontakt, bieten Veranstaltungen zum Austausch und Workshops zu begleitenden Themen an. Methoden-Werkstätten gehören ebenfalls dazu, um besonders den wissenschaftlichen Nachwuchs einzubeziehen“, nannte er Beispiele.

Die beteiligten Rentenversicherungsträger investieren insgesamt rund 4,5 Mio. Euro in die geförderten Projekte. „Wir möchten damit einen starken Impuls setzen, der die Forschung in diesem Feld unterstützt und nachhaltig verstärkt“, machte Brigitte Gross deutlich.

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