Deutsche Rentenversicherung

Studie zur verdeckten Armut im Alter

Ergebnisse des Forschungsprojekts zum Thema „Wer bezieht Grundsicherung im Alter – Eine empirische Analyse der Nichtinanspruchnahme“ (Buslei et.al./ DIW)

Datum: 09.12.2019

Das Altersarmutsrisiko heute und insbesondere seine künftige Entwicklung sind wichtige Themen in gesellschaftlichen Debatten und der rentenpolitischen Diskussion. Eine aktuelle, vom Forschungsnetzwerk Alterssicherung (FNA) der Deutschen Rentenversicherung Bund geförderte, Studie erweitert diese Debatte, indem sie die sogenannte verdeckte Armut in den Blick nimmt. Die Autoren des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin, Hermann Buslei, Dr. Johannes Geyer, Prof. Dr. Peter Haan und Michelle Harnisch, zeichnen ein differenziertes Bild von den Menschen im Rentenalter, die zwar die Anspruchsvoraussetzungen für den Bezug der Grundsicherung erfüllen, aber dennoch keine Leistungen beziehen.

Die Studie basiert auf Auswertungen des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) für die Jahre 2010-2015. Auf Basis der Einkommensangaben von Haushalten ermitteln die Forscher zunächst mithilfe eines komplexen Simulationsmodells, welche Haushalte prinzipiell einen Anspruch auf Grundsicherungsleistungen im Alter haben. Im nächsten Schritt wurden diesen Simulationen die Angaben im SOEP zum tatsächlichen Leistungsbezug gegenübergestellt.

Die Autoren kommen zu dem Ergebnis, dass die Nichtinanspruchnahme besonders bei Personen verbreitet ist, die einen vergleichsweise geringen Leistungsanspruch haben. Die Studie verweist darüber hinaus darauf, dass bestimmte gesellschaftliche Gruppen trotz Rechtsanspruch seltener die Grundsicherung beantragen. Dazu gehören: verwitwete, ältere Menschen ab 76 Jahren, Personen mit Wohneigentum sowie generell Personen aus den alten Bundesländern. Würden alle nach dem Simulationsmodell berechtigten Haushalte ihren Grundsicherungsanspruch wahrnehmen, so ergäbe sich für den Untersuchungszeitraum eine fiktive Grundsicherungsquote von durchschnittlich 7,4%, statt der tatsächlich ausgewiesenen Quote von 2,8% für den Zeitraum 2010 bis 2015. Ein weiteres Ergebnis ist, dass die Quote der Nichtinanspruchnahme bei Haushalten, die eine gesetzliche Rente beziehen, mit 59% deutlich niedriger ist als bei Haushalten, in denen kein Anspruch auf eine gesetzliche Rente besteht (77%).

Die Studie liefert einen wichtigen Beitrag dazu, ein sozialpolitisch bisher wenig beachtetes Feld zu beleuchten. Sie zeigt deutlich, dass der Leistungsbezug in den Grundsicherungssystemen im Hinblick auf das Ausmaß von Bedürftigkeit in der Gesellschaft nicht das komplette Bild zeigt. Um jedoch aus den Studienergebnissen eindeutige sozialpolitische Schlussfolgerungen ziehen zu können, müssten vorab die Beweggründe für den Verzicht auf existenzsichernde Leistungen sorgfältig untersucht werden. Auf Basis der vorliegenden Daten lassen sich hierzu jedoch keine eindeutigen Aussagen treffen.

Der Bericht zur Studie erscheint als: Hermann Buslei et al. (2019): Wer bezieht Grundsicherung im Alter? – Eine empirische Analyse der Nichtinanspruchnahme. FNA-Journal 4/2019. Er ist abrufbar über die Homepage des FNA.

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