Deutsche Rentenversicherung

Nachrichten Sommer 2024

Bessere ­Lebensqualität

Menschen mit Hirntumor profitieren signifikant von einer neuroonkologischen Rehabilitation in der ­Klinik Sonnenblick

Ein Mann und eine Frau liegen Kopf an Kopf auf einer WieseQuelle:PeTe_Fotodesign

In Deutschland erkranken aktuell 5 bis 6 Menschen pro 100.000 Einwohner/-innen an einem Gliom. Unter Gliomen werden Tumore des zentralen Nervensystems verstanden. Sie treten vor allem im Gehirn, sehr selten im Rückenmark auf. Das Ursprungsgewebe der Gliome sind die Stützzellen des zentralen Nervensystems, so genannte Gliazellen. Im Vordergrund der Therapie steht die Operation, gefolgt von Strahlentherapie und Chemotherapie. Aufgrund der Operation, aber auch der Strahlentherapie wird regelmäßig Hirngewebe zerstört oder muss entfernt werden, so dass die Patientinnen und Patienten häufig psychomotorisch sehr eingeschränkt und belastet sind.

Trotz der intensiven Therapie ist die Prognose der Patientinnen und Patienten weiterhin sehr ungünstig. Im Durchschnitt leben diese mit ihrer Tumorerkrankung 16 bis 17 Monate. Daher steht nach abgeschlossener Therapie die Verbesserung der Lebensqualität im Vordergrund. Erstaunlicherweise ist aber bisher fast gar nicht untersucht worden, wie die Lebensqualität bei diesen Patientinnen und Patienten verbessert werden kann.

Wissenschaftliche Studie

Aus diesem Grund haben wir in der Klinik Sonnenblick eine wissenschaftliche Studie durchgeführt, in der wir 25 unserer Patientinnen und Patienten mit einem Gliom auf ihre Lebensqualität vor beziehungsweise nach der Rehabilitation hin untersuchten.

Die Lebensqualität wurde beurteilt nach der Einteilung der „Eastern Cooperative Oncology Group“ (ECOG). Die Abschätzung der gesundheitlichen Verfassung von Erkrankten rangiert vom Wert 0 (voll aktiv) bis zum Wert 5 (Tod). Beurteilt werden neben der Fähigkeit der Erkrankten, ihre gewohnten Alltagsaktivitäten selbständig oder aber mit ambulanter Unterstützung durchführen zu können, auch ihre Arbeitsbelastbarkeit sowie das Ausmaß ihrer Pflegebedürftigkeit.

Für die Patientinnen und Patienten wurde nach ausführlicher Anamnese und neurologischer Untersuchung ein dreiwöchiges Behandlungsprogramm festgelegt. Dieses beinhaltete neben einer regelmäßigen Physiotherapie (einschließlich Bewegungsübungen, Gleichgewichts- und Gangtraining) ein medizinisch dosiertes Muskelaufbautraining, Ergotherapie (Training der kognitiven Fähigkeiten und der Propriozeption), Sozialberatung, Ernährungsberatung, aber auch eine psychoonkologische Unterstützung.

Im Ergebnis konnten wir zeigen, dass die Patientinnen und Pa­tienten von der Rehabilitation im Hinblick auf ihre Lebensqualität signifikant profitierten. Gemessen wurden motorische Stärke, Mobilität, neuropsychologische Defizite und tumorlokalisierungsabhängige Symptome. Der Vergleich der ECOG-Werte, die bei der Aufnahme und bei der Entlassung bestimmt wurden, zeigt dies deutlich. Eine wesentliche Verbesserung der motorischen, kognitiven und neurologischen Funktionen der täglichen Aktivitäten wurde erreicht. Die Rehabilitandinnen und Rehabilitanden bestätigten eine deutliche Verbesserung ihrer Lebensqualität durch die Rehabilitation in der Klinik Sonnenblick.

Grafik Vergleich der ECOG-Werte zwischen Aufnahme und Entlassung

Fazit

Somit konnte gezeigt werden, dass Menschen mit Hirntumoren von einer Rehabilitation im Hinblick auf ihre Lebensqualität und somit ihre Rückkehr ins „normale Leben“, möglicherweise sogar auch ins Berufsleben, profitieren. Die Ergebnisse dieser Studie sind allerdings durch die kleine Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer limitiert und sollten durch eine Multicenter-Studie überprüft werden, zumal eine verbesserte Lebensqualität bei diesen Patientinnen und Patienten möglicherweise auch mit einer verbesserten Prognose verbunden sein kann.

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/38707095/

Prof. Dr. Ulf Seifart und PD Dr. Levent Tanrikulu,
Klinik Sonnenblick

Die Klinik Sonnenblick ist eine Rehabilitationsklinik der Deutschen Rentenversicherung Hessen für onkologische/hämatologische, orthopädische und Post-Covid-19-Erkrankungen. Leistungen zur medizinischen Rehabilitation und Anschlussheilbehandlung (AHB) werden stationär und ganztägig ambulant durchgeführt. Es werden intensivierte ­Rehabilitationsnachsorge-Maßnahmen (IRENA) angeboten. Zudem ist die Klinik Sonnenblick als akademisches Lehrkrankenhaus der Philipps-Universität Marburg anerkannt, nach QMS Reha und als Sozialmedizinisches Kompetenz­zentrum zertifiziert.
Sie möchten zur Rehabilitation in die Klinik Sonnenblick? Sie können die passende Klinik für Ihre gewünschte Rehabilitation selbst bestimmen. Geben Sie dazu in Ihrem Reha-Antrag die Klinik Sonnenblick als Ihre Wunschklinik an.
Mehr Informationen zur Klinik sowie Erläuterungen zum Antragsverfahren finden Sie unter www.klinik-sonnenblick.de

Rehabilitation bei onkologischen ­Erkrankungen

Da die Folgestörungen bei einer Krebserkrankung sehr unterschiedlich sein können, wird die onkologische Reha ganz individuell den Bedürfnissen der Rehabilitandinnen und Rehabilitanden angepasst. So benötigt eine Brustkrebspatientin andere therapeutische Maßnahmen als ein an Darmkrebs erkrankter Mann. Mit gezielten diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen erhalten die Betroffenen alle notwendigen medizinischen Leistungen. Psychotherapeutische Hilfe und Unterstützung beim beruflichen Wiedereinstieg werden ebenfalls angeboten.

Nicht nur Erwerbstätige, sondern auch Menschen, die eine Alters-, Erwerbsminderungs- oder Hinterbliebenenrente beziehen, haben Anspruch auf eine onkologische Reha. Dies gilt auch für Ehe- oder Lebenspartner/-innen von Versicherten und von Rentenbeziehenden, selbst wenn sie keine Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung geleistet haben oder die versicherungsrechtlichen Voraussetzungen nicht erfüllen. Für Kinder, Pflege- und Stiefkinder ist eine onkologische Rehabilitation bis zum vollendeten 18. Lebensjahr möglich.
Eine onkologische Rehabilitation kann erst starten, wenn die so genannte Erstbehandlung, also die Tumor-Operation oder die Bestrahlung, abgeschlossen ist. Es ist aber möglich, dass sich die Rehabilitation direkt an den Klinikaufenthalt anschließt. Der Antrag sollte dann am besten direkt im Krankenhaus gestellt werden. Der Sozialdienst der Klinik kann dabei helfen.

Alle Informationen zur onkologischen Reha bietet die kostenfreie Broschüre „Rehabilitation nach Tumorerkrankungen“. Sie kann im Internet heruntergeladen werden unter
www.deutsche-rentenversicherung.de

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Inhalt des Dossiers

  1. Zuschläge für Erwerbsgeminderte ab 1. Juli 2024
  2. Renten steigen erneut
  3. Haben Sie Fragen?
  4. Bessere ­Lebensqualität
  5. Sozialmedizinische Beratung für ­onkologisch Erkrankte in Marburg
  6. Deutsche Rentenversicherung Hessen unterstützt Mut-Tour
  7. Versichertenälteste für ­Ehrenamt ausgezeichnet
  8. 75 Jahre Grundgesetz
  9. Väter sind bei Erziehungszeiten für Rente nicht benachteiligt
  10. Kindererziehung erhöht die Rente
  11. Zu Gast in Mannheim