Beruflicher Neuanfang
Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben
Gesundheitliche Beeinträchtigungen oder Unfälle können dazu führen, dass Menschen ihren bisherigen Beruf nicht mehr ausüben können. In solchen Fällen kann die Deutsche Rentenversicherung weiterhelfen. Sie ermöglicht Menschen mit gesundheitlichen Problemen einen beruflichen Neubeginn und finanziert Maßnahmen zur beruflichen Rehabilitation oder zur Berufsförderung. Diese Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben (LTA) sollen die Erwerbsfähigkeit erhalten und neue Berufschancen eröffnen.
Quelle:DRV | Hützen
Die Deutsche Rentenversicherung Hessen finanziert neben anderen Trägern wie der Bundesagentur für Arbeit oder Berufsgenossenschaften Leistungen zur beruflichen Rehabilitation oder zur Berufsförderung. Der Fachbegriff dafür lautet Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben (LTA). Diese Leistungen sollen die Erwerbsfähigkeit erhalten und neue Berufschancen eröffnen.
Die Leistungen können allein oder auch ergänzend zu einer bereits erfolgten medizinischen Rehabilitation durchgeführt werden. Es gibt Leistungen, die den Arbeitsplatz erhalten sollen, aber auch Aus- und Weiterbildungsangebote, die neue berufliche Perspektiven ermöglichen sollen.
Voraussetzungen
Die Versicherten haben für Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben die versicherungsrechtlichen Voraussetzungen erfüllt, wenn
• sie die Wartezeit von 15 Jahren erfüllt haben oder
• sie eine Rente wegen verminderter Erwerbsfähigkeit beziehen,
• sie ohne diese Leistungen Rente wegen verminderter Erwerbsfähigkeit erhalten würden oder
• sie diese Leistungen unmittelbar nach ihrer medizinischen Rehabilitation durch einen Träger der Rentenversicherung für eine voraussichtlich erfolgreiche Rehabilitation benötigen.
Ziel ist es, die Einbindung in das Erwerbsleben möglichst weitgehend zu erhalten, zu verbessern oder wiederherzustellen. Die Prüfung der Voraussetzungen erfolgt durch den jeweilig zuständigen Rentenversicherungsträger.
Individuelle Faktoren
Bei der Auswahl der Leistungen werden individuell unterschiedliche Faktoren wie Eignung, Neigung oder die bisherige Tätigkeit berücksichtigt. Auch die aktuelle Lage auf dem Arbeitsmarkt fließt in die Entscheidung mit ein.
Umgesetzt werden diese Leistungen zum Beispiel in Berufsbildungs- oder Berufsförderungswerken, möglichst in Wohnortnähe. Wenn die Art oder Schwere der Behinderung es erfordern, können sie stationär in Einrichtungen der beruflichen Rehabilitation stattfinden.
Berufliche Rehabilitationsleistungen dauern grundsätzlich so lange, wie sie für das angestrebte Berufsziel allgemein üblich oder vorgesehen sind. Weiterbildungen, die ganztägig stattfinden, sind auf zwei Jahre begrenzt. Ist eine erfolgreiche berufliche Wiedereingliederung in dieser Zeit nicht zu erwarten, können je nach Art und Schwere der Behinderung auch längerfristige Aus- oder Weiterbildungen durchgeführt werden.
Persönliche Beratung
Die Reha-Beraterin oder der -Berater begleitet das Reha-Verfahren von der Antragstellung auf Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben bis zur beruflichen Wiedereingliederung. Bei Bedarf koordiniert sie oder er die Zusammenarbeit mit anderen Rehabilitationsträgern. Der Kontakt zur persönlichen Ansprechperson läuft über den jeweiligen Rentenversicherungsträger.
Antrag stellen
Haben gesundheitliche Probleme auch Ihre bisherige Tätigkeit unmöglich gemacht? Dann können Sie als Versicherte oder Versicherter der Deutschen Rentenversicherung ebenfalls von einer beruflichen Rehabilitation oder einer Berufsförderung profitieren. Berufliche Rehabilitationsleistungen müssen Sie beantragen. Die Formulare erhalten Sie online oder auch bei den Auskunfts- und Beratungsstellen der Deutschen Rentenversicherung. Außerdem können Sie Ihren Antrag bei den gesetzlichen Krankenkassen und Versicherungsämtern stellen. Wichtig: Für eine schnelle Bearbeitung benötigen wir einen Befundbericht von der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt.
Mehr Infos unter: www.deutsche-rentenversicherung.de
Beispiele, die Mut machen
Vom Maler zum Betreuer in der Tagespflege
Rudolf Feix war mit Leib und Seele Handwerker, drei Jahrzehnte lang, bis ihm eine Krankheitsdiagnose den Malerberuf unmöglich machte. „Mir wurde klar: So kann es leider nicht weitergehen, ich brauche einen neuen Job“, sagt Feix rückblickend.
Nach einem Beratungsgespräch bewilligte ihm die Deutsche Rentenversicherung Hessen eine berufliche Reha über neun Monate beim Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft (BWHW). Das Bildungswerk mit seinen über 60 Standorten und rund 1.000 Mitarbeitenden in Hessen und Rheinland-Pfalz bietet Rehabilitierenden eine individuell angepasste Reha an, um sie wieder ins Arbeitsleben zu integrieren.
„Wir möchten den Menschen mit seinen Leiden und daraus oftmals resultierenden psychischen Problemen als Ganzes betreuen und uns nicht nur auf Vermittlungsbemühungen reduzieren. Gemeinsam erarbeiten wir neue Ideen und Wege und zeigen neue Chancen auf“, so Peter Bill, Lehrgangsleiter Berufliche Rehabilitation beim BWHW in Montabaur.
So kam es, dass Rudolf Feix über eine berufliche Perspektive als Betreuungskraft in einer Senioreneinrichtung nachdachte. In einem Praktikum konnte er erste Erfahrungen in diesem Beruf sammeln. Feix war überrascht, wie gut er mit seiner empathischen Art bei den Menschen ankam und wie gut ihm die Arbeit im sozialen Umfeld gefiel.
Bei der Tagespflege Angermann in Hünfelden-Kirberg passten für Feix nun drei wichtige Komponenten für einen leidensgerechten Arbeitsplatz zusammen: Nähe zum Wohnort, gute Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln und gegenseitige Sympathie. „Alles ist in bester Ordnung. Die Leute, Kolleginnen und Kollegen und die Chefin schätzen mich, und ich hätte es nicht besser treffen können“, sagt Feix.
Quelle:BWHW
Arbeitet nun bei der Tagespflege Angermann in Hünfelden-Kirberg: Rudolf Feix (vorne rechts), links daneben Tagesgast Sabine Lüdke. Dahinter (von rechts): Teamleiter Samer Samman, Elke Angermann, Geschäftsführerin Angermann Verwaltungs-GmbH, und Peter Bill, Lehrgangsleiter Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft.
Rückschlag auf der Zielgeraden
Der Versicherten Gertrud Schott haben die vielfältigen Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben die Rückkehr ins Berufsleben ermöglicht. „Nach langjährigem Leidensweg und Unterstützung durch die Deutsche Rentenversicherung Hessen und das Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft (BWHW) wurde Gertrud Schott eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in Vollzeit zugesagt“, freut sich Peter Bill, Lehrgangsleiter Berufliche Rehabilitation beim BWHW in Montabaur. Trotz zahlreicher Rückschläge habe sie sich immer wieder auf die Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben und die Unterstützung durch die Mitarbeitenden der Bildungsträger verlassen können.
Knapp 30 Jahre lang hatte Schott als Frisörin gearbeitet, führte als Meisterin ein eigenes Geschäft, als sie durch Krankheit arbeitsunfähig wurde. Es folgten mehrere Operationen an der Schulter, an die sich Reha-Maßnahmen anschlossen. Eine Umschulung zur medizinischen Fachangestellten musste Schott wegen einer Krebserkrankung mehrfach unterbrechen und schließlich aufgeben. Nach einem Berufspraktischen Lehrgang für Rehabilitierende (BLR) im BWHW in Montabaur bestand sie die Eignungsprüfung als Sozialbetreuerin und absolvierte die entsprechende Weiterbildung bei ComFair in Vallendar bei Koblenz. Doch ein Bandscheibenvorfall mit Operation und Anschlussheilbehandlung verschob den in Aussicht stehenden Berufsstart.
Vor Kurzem hat Gertrud Schott nun ihre Stelle als Sozialbetreuerin im Seniorenzentrum Wohnstadt in Limburg angetreten. Ihre Aufgabe ist es, die Bewohnerinnen und Bewohner im Alltag zu begleiten, sie dabei zu unterstützen, weiterhin am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben, und deren Kontakt untereinander zu fördern: „Nach langen gesundheitlichen Problemen und beruflicher Odyssee kann ich endlich eine leidensgerechte Arbeit beginnen, auf die ich mich sehr freue. Die Arbeit mit Menschen mit Beeinträchtigung bereitet mir viel Freude, sie ist sehr abwechslungsreich und vielfältig, hier können meine Kreativität und weitere meiner Kompetenzen zum Einsatz kommen.“
Quelle:BWHW
Neue Stelle im Seniorenzentrum Wohnstadt in Limburg: Gertrud Schott (vorne links). Dahinter (von links): Peter Bill, Lehrgangsleiter Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft, Dominique Thiel, Leitung soziale Betreuung Wohnstadt, und Katja Hofmann, Pflegedienstleitung Tagespflege.