Asthma, Neurodermitis, schweres Übergewicht oder andere chronische Krankheiten plagen bereits die Kleinsten. Wenn Atemnot oder Juckreiz die Fortentwicklung des Kindes behindern, gibt es Hilfe von der Rentenversicherung. Wenn Kinder und Jugendliche so krank sind, dass der Schulbesuch oder die Ausbildung kaum mehr möglich sind und die gesundheitlichen Einschränkungen Einfluss auf den späteren Beruf haben, kann eine Rehabilitation in Frage kommen.
Das darf nicht mit der 'Eltern-Kind-Kur' verwechselt werden. Bei dieser Vorsorgeleistung der Krankenkassen stehen die gesundheitlichen Bedürfnisse eines Elternteils im Vordergrund. "Bei einer Kinder- oder Jugendlichen-Rehabilitation steht dagegen das kranke Kind im Fokus", betont Dr. Rainer Stachow, Chefarzt der Fachklinik Sylt für Kinder und Jugendliche.
Quelle:DRV Nord
Dr. Rainer Stachow, ehem. Chefarzt der Fachklinik Sylt für Kinder und Jugendliche (bis April 2020)
Eine Langzeitstudie des Robert-Koch-Instituts zeigt, dass in Deutschland ein zunehmender Anteil von chronisch kranken Kindern lebt, berichtet Stachow. Mehr als 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen haben eine chronische Erkrankung - das heißt eine Krankheit, die länger als sechs Monate die Gesundheit beeinträchtigt.
"Kinder mit einer chronischen Erkrankung haben oftmals Schwierigkeiten in ihrer Entwicklung - auch in der Schule. Mit den Maßnahmen einer Reha fördern wir die Kinder, damit sie mit den Folgen der Krankheit besser umgehen können", erläutert Stachow. Eine Heilung sei oftmals gar nicht möglich. Ziel sei es, dass die Schule besucht oder die berufliche Ausbildung ermöglicht werden. Stachow betont: "Wir wollen, dass die Kinder ein weitgehend normales Leben führen können. Mit dem Wissen, welches sie in einer Reha erwerben, steigt die Selbstständigkeit."
Wichtig sei, dass sich die emotionale Einstellung zur Krankheit während der Reha verändere. "Die Kinder lernen die Krankheit zu akzeptieren. Sie ist kein Makel", sagt der erfahrene Arzt. Nach der meist vierwöchigen stationären Reha haben die Kinder und Jugendlichen Verhaltensweisen antrainiert, die sie später im Alltag unterstützen. "Kinder werden für eine Teilnahme am Leben fit gemacht: Schule, Sport oder generell Bewegung", verdeutlicht Stachow. Der Umgang der Patienten und ihrer Familie mit der Krankheit wird geschult.
Eine Reha gibt es beispielweise für Kinder mit chronischen Hauterkrankungen, Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems, der Atemwege, bei Diabetes, Allergien, Adipositas oder Krebserkrankungen. Sofern das chronisch kranke Kind noch keine zwölf Jahre alt ist, kann es von der Mutter oder dem Vater begleitet werden. Sogar die Schule läuft weiter - die Kinder-Reha-Kliniken bieten Unterricht für schulpflichtige Kinder und Jugendliche in den Hauptfächern.
Info: Voraussetzungen für einen Antrag auf Kinder-Reha
Die versicherungsrechtlichen Voraussetzungen für einen Antrag sind niedrig: Ein Elternteil muss in den vergangenen zwei Jahren vor dem Rehabilitationsantrag mindestens sechs Monate lang Pflichtbeiträge in die gesetzliche Rentenversicherung gezahlt, eine allgemeine Wartezeit von fünf Jahren erfüllt haben oder bereits Rentner sein.
Haus- oder Kinderarzt helfen mit dem nötigen Befund für den Antrag. Die passende Klinik können die Eltern gemeinsam mit der Rentenversicherung aussuchen. Reise- und andere Kosten werden vielfach übernommen.
Die Deutsche Rentenversicherung Nord hat für Ratsuchende Eltern eine Kinder-Reha-Hotline eingerichtet. Unter 0451 485 25999 beantworten qualifizierte Beraterinnen und Berater Montag bis Freitag von 9:00 Uhr bis 12:00 Uhr Fragen von Eltern.
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