Hintergrund
Befunde aus der Lebensqualitätsforschung sowie auch der allgemeinen Umfragenforschung belegen, dass Unterschiede in der Selbst- und Fremdbeurteilung der Lebensqualität oder ähnlicher Konstrukte bestehen. Diese werden zum Teil inhaltlich interpretiert und zum Teil als Artefakt aufgefasst. In bisherigen Operationalisierungen der ICF zur Messung von Aktivität und Partizipation wird dieser Unterschied zumeist unzureichend berücksichtigt.
Fragestellung
Lassen sich Unterschiede in der Selbst- und Fremdbeurteilung bei einem Instrument zur Erfassung von Aktivität und Partizipation erfassen? Wenn ja, lassen sie sich inhaltlich interpretieren?
Methode
167 Langzeit-Drogenkonsumenten wurden mit dem MATE-ICN, einem halbstandardisierten Interview zur Erfassung von Leistungseinschränkungen, durch eine trainierte Interviewerin beurteilt. Im Anschluss an das Interview bearbeiteten die Teilnehmer eine als Selbstbeurteilungsskala konzipierte Version des MATE-ICN.
Ergebnisse
Substantielle Unterschiede zwischen Selbst- und Fremdbeurteilung ergaben sich lediglich hinsichtlich der Items zu gesellschaftlichen Anforderungen. Geringe Unterschiede ergeben sich auch in Beeinträchtigungen interpersoneller Beziehungen.
Schlussfolgerung
In der weiteren Entwicklung von Messinstrumenten basierend auf der ICF sollte differenziert werden, welche der ICF Kategorien von Patienten und Therapeuten unterschiedlich wahrgenommen und beurteilt werden. Für diese Kategorien sollte eine multidimensionale Erfassung von Leistungseinschränkungen in Erwägung gezogen werden.
Autoren
Angela Buchholz, Anneke Krol, Fred Rist, Gerard M. Schippers. Korrespondenzadresse: Angela Buchholz, Dipl.-Psych., Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Psychologisches Institut 1, Klinische Psychologie/Psychotherapie und psychologische Diagnostik, Fliednerstraße 21, 48149 Münster, Tel.: +49 251 83 31383, E-Mail: angela.buchholz@uni-muenster.de
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