Deutsche Rentenversicherung

Beitrag 6: Dr. Klaus Timner: ICF Anwendung auf Begutachtungsergebnisse bei Erstanträgen auf Rente wegen Erwerbsminderung: Pilotprojekt in der Deutschen Rentenversicherung Bund

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Untersuchung

Für den Personenkreis, der längerfristig in der beruflichen Leistungsfähigkeit beeinträchtigt ist, hat eine Arbeitsgruppe der Europäischen Vereinigung von Medizinern in Versicherung und Sozialer Sicherheit (EUMASS) unter Beteiligung von Experten der Deutschen Rentenversicherung eine spezielle Liste mit ICF Items erarbeitet. Die Liste enthält nach Meinung von sozialmedizinischen Experten verschiedener europäischer Länder 20 ICF Items, die für die sozialmedizinische Begutachtung der Leistungsfähigkeit im Erwerbsleben charakteristisch sind. In der sozialmedizinischen Begutachtung bei Erstanträgen auf Renten wegen Erwerbsminderung wurde diese ICF Itemauswahl in der Praxis angewendet, um Unterschiede in Beeinträchtigungen und Leistungsvermögen zu untersuchen und wiederzugeben.

Bei 298 von 302 Begutachtungsvorgängen konnte zumindest ein gelistetes ICF Item ausgewählt werden, das repräsentativ für eine objektivierte Beeinträchtigung war und das Leistungsvermögen beeinflusste. Im Durchschnitt konnten 2,9 ICF Items aus der Liste nach einem Begutachtungsvorgang ausgewählt werden. Dabei wies die Gruppe der Versicherten mit einem Leistungsvermögen von 6 Stunden und mehr durchschnittlich 1,9 Items auf, während bei einem Restleistungsvermögen von unter 3 Stunden im Durchschnitt 4,1 Items je Begutachtung registriert wurden. Die Zahl der gelisteten ICF Items je Begutachtung könnte ein Indikator für die Leistungsminderung sein.

Umgehen mit Stress und anderen psychischen Anforderungen (d240) war in der Gesamtstichprobe das häufigste ICF Item. Beeinträchtigungen beim Hören (d115) oder Sehen (d110) wurden am seltensten gutachterlich bewertet. Innerhalb der Diagnosegruppen lag d240 nur bei den psychischen Krankheiten (F-Diagnosen) an erster Stelle. Bei den Tumordiagnosen (C-Diagnosen) stand die Beeinträchtigung der Muskelkraft (b730), bei Krankheiten der Bewegungsorgane (M-Diagnosen) die Beeinträchtigung beim Beibehalten einer Körperposition im Vordergrund. 

Fazit

Mit der 20 ICF Items umfassenden Liste der EUMASS-Arbeitsgruppe können Beeinträchtigungen von Versicherten dargestellt werden, die einen Antrag auf Rente wegen Erwerbsminderung gestellt haben. Mit den gelisteten ICF Items können abstrakte Beeinträchtigungsprofile hergestellt werden, die charakteristische Unterschiede beispielsweise bei Leistungsvermögen oder Diagnose aufweisen. Die Anwendung der ICF bleibt ein aktuelles Thema, wenn Informationen über Funktionsfähigkeit und gesundheitliche Aspekte standardisiert vermittelt werden sollen.

Autor

Dr. Klaus Timner, Deutsche Rentenversicherung Bund

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