Die passgenaue Steuerung der Hilfe für einen behinderten oder von Behinderung bedrohten Menschen ist ein Ziel der personzentrierten Hilfe, die in Deutschland mit seinen föderalen Strukturen in unterschiedlicher Weise erreicht werden soll. Dabei kommen Hilfeplanungsinstrumente wie der IBRP, ITP oder in Bayern das Gesamtplanverfahren zum Einsatz. Bisher wird die ICF als bio-psycho-soziales Bezugssystem nicht ausreichend und die ICF als Klassifikation bisher gar nicht angewandt. Die ICF ist für die Beschreibung eines Hilfebedarfs als einheitliche, anerkannte und berufsgruppen-übergreifende Sprache jedoch besonders geeignet. Sie bietet die Sprache, der IBRP oder andere Verfahren das Instrument. Um flächendeckend die ICF in der Hilfeplanung sinnvoll nutzen zu können, ist ein großer Schulungsaufwand nötig. Dies kann sinnvoller Weise nur überregional betrieben werden.

Um die Kommunikation zwischen den Leistungserbringern, Leistungsträgern und den Psychiatrieerfahrenen zu verbessern, wurde im Steuerungsverbund Oberbayern Süd-West ein Projekt zur Anwendung der ICF bei der Zuweisung geeigneter Hilfeangebote initiiert. Einzelne Items der ICF sind deutlich besser geeignet als eine Diagnose nach ICD-10, um die Stimmigkeit eines Hilfebedarfs mit einem Hilfeangebot abgleichen zu können. Es ist geplant, eine möglichst übersichtliche Kurzliste (1. Entwurf: 15 Items) aus ICF-Items mit dem Schwerpunkt Aktivitäten verbindlich für eine Planungsregion aus sechs Landkreisen zu entwickeln, die dann flächendeckend von allen Hilfeangeboten genutzt wird. Die Ausprägungsgrade der einzelnen Items werden operationalisiert, um eine möglichst große Interraterreliabilität erreichen zu können.

Neben einer vergrößerten Transparenz unter den einzelnen Hilfeangeboten wird das bio-psycho-soziale Modell der ICF in einer Region mit circa. 600.000 Einwohnern in der stationären und komplemantären psychiatrischen Hilfe bekannt, ein einheitlicher Sprachstandard erreichbar. ICF und Gesamtplan stehen dabei nicht gegeneinander, sondern ergänzen sich sinnvoll.

Autor:

Dr. Klaus Keller

Innere Mission München – Diakonie in München und Oberbayern e.V., Bereich Menschen mit seelischer Erkrankung

Herzogsägmühle

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