Deutsche Rentenversicherung

Beitrag 10: Anwendung der ICF Core Sets in der Begutachtung von Patienten mit lumbalen Rückenschmerzen und generalisiertem Schmerzsyndrom

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Hintergrund:

Das sozialmedizinische Gutachten ist eine wesentliche Grundlage zur Entscheidung der Rentenversicherungsträger über eine Gewährung von Leistungen zur Teilhabe und von Renten wegen verminderter Erwerbsfähigkeit. Trotz existierender Leitlinien und der Tatsache, dass es allgemein akzeptiert ist, dass die Beurteilung der Funktionsfähigkeit ein essentieller Bestandteil ist, stellt sich die Frage, inwieweit eine größere Standardisierung und Objektivität von ärztlichen Gutachten gewährleistet werden kann. Die ICF (Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit) stellt einen konzeptuellen Rahmen und zugleich eine einheitliche, standardisierte Sprache zur Beschreibung von Funktionsfähigkeit und Behinderung. Die ICF Core Sets, krankheitsbezogene Listen relevanter ICF Kategorien, könnten den Gutachtern als praktikables Tool an die Hand gegeben werden. Damit könnte die Standardisierung in der Begutachtung unterstützt werden.

Ziel des bereits angelaufenen Forschungsvorhabens ist es, zu überprüfen, ob die ICF Core Sets für lumbale Rückenschmerzen sowie die ICF Core Sets für das generalisierte Schmerzsyndrom als Grundlage zur Anfertigung von Gutachten über Patienten mit diesen Gesundheitsstörungen herangezogen werden können.

Methode:

Im Rahmen einer retrospektiven, qualitativen Studie werden 600 ärztliche Gutachten von Patienten mit jeweils lumbalen Rückenschmerzen oder generalisiertem Schmerzsyndrom für die Deutsche Rentenversicherung in die Sprache der ICF übersetzt. Die Übersetzung (Linking) wird nach einer ausführlichen Schulung in Linking-Regeln von sozialmedizinischen Gutachtern von verschiedenen Trägern der Deutschen Rentenversicherung und Mitarbeitern des Institutes für Gesundheits- und Rehabilitationswissenschaften, München, durchgeführt.

Aktueller Stand der Studie:

Derzeit sind insgesamt 497 ärztliche Gutachten mit den Gesundheitsstörungen lumbaler Rückenschmerz oder generalisiertes Schmerzsyndrom von Trägern der Deutsche Rentenversicherung ausgewählt worden. Die Gutachten werden in den Bereichen der regionalen Rentenversicherungsträger nach Vorschriften des Datenschutzes anonymisiert, bevor sie für das Forschungsvorhaben weitergegeben wurden. Gegenwärtig unterliegen die ersten 100 Gutachten dem Analyseprozess.

Ausblick:

Unsere ersten Erfahrungen zeigen, dass die Struktur der ärztlichen Gutachten stark variiert, so dass ein inhaltlicher Vergleich ohne eine weitere Basis nur schwer möglich ist. Dies zeigt, dass diesem Forschungsvorhaben eine große Bedeutung zu kommt, wenn die ICF und eventuell auch die ICF Core Sets als Grundlage oder Strukturierungshilfe für die Inhalte der ärztlichen Gutachten für die Deutsche Rentenversicherung herangezogen werden können.

Autoren:

Michaela Kirschneck1, Dr. Andreas Winkelmann2, Dr. Inge Kirchberger1 , Andrea Glässel3, Dr. Thomas Ewert2, Prof. Dr. Gerold Stucki1,2,3 , Dr. Alarcos Cieza1,3

1 Institut für Gesundheits- and Rehabilitationswissenschaften, ICF Research Branch of the
   WHO CC FIC (DIMDI), Ludwig-Maximilians-Universität, München

2 Klinik and Poliklinik für Physikalische Medizin and Rehabilitation, Ludwig-Maximilians-
   Universität, München

3 Swiss Paraplegic Research, Human Functioning Science Division, Nottwil, Schweiz

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