Deutsche Rentenversicherung

Unterstützte Kommunikation und ICF

Stand 22.03.2011 Kostenlos

Anwendung der ICF für den Bereich der Unterstützten Kommunikation

Hintergrund

Die Unterstützte Kommunikation (UK) ist ein Forschungs- und Anwendungsfeld, das sich mit schweren Einschränkungen der Kommunikation bei Laut- und Schriftsprache befasst. Sie siedelt damit per Definition in der Komponente der Aktivitäten und Partizipation [Teilhabe] an. Dabei kann eine große Bandbreite an möglichen Schädigungen der Körperstrukturen und -funktionen ursächlich sein. Ebenso können in der Folge potentiell alle Partizipationsbereiche betroffen werden. Die ICF bietet, wie diese kurze Einordnung zeigt, einen guten Rahmen zur Beschreibung und Einordnung von Prozessen der Unterstützten Kommunikation (s. a. Raghavendra et al. 2007). Allerdings erfolgt eine Anwendung in Form einer Kodierung bisher nicht.

Fragestellung

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, inwieweit die ICF nicht nur als grobes Beschreibungsraster auf der Ebene der Komponenten angesehen wird, sondern auch für die detaillierte Erfassung der gesundheitsbezogenen Situationen einzelner Menschen mit Bedarf an Unterstützter Kommunikation auf der Ebene der Kodierung geeignet ist.

Methode

Zu dieser Frage wurde eine erste explorative Untersuchung mit 17 KlientInnen der Unterstützten Kommunikation (UK) durchgeführt. Alle KlientInnen erhalten im Rahmen eine fachsupervidierten studienintegrierten Praxis von HeilpädagogikstudentInnen Förderung der Unterstützten Kommunikation. Die StudentInnen kennen die KlientInnen seit mindestens 4 Monaten und haben ein umfassendes UK-Assessment mit ihnen durchgeführt. Sie haben anschließend eine Schulung zur ICF und ihrer Anwendung erhalten, um auf dieser Grundlage die Situation ihrer KlientInnen entsprechend der ICF zu kodieren.

Ergebnisse

Die Anwendung der ICF erwies sich als aufwändig und im Detail trotz Schulung für die StudentInnen als schwierig. Diese Schwierigkeiten lassen eine baldige Anwendung in der Praxis als problematisch erscheinen. Die als relevant angesehenen Kategorien zeigen eine große Breite bzw. Streuung, so dass keine Tendenz zu einem core set erkennbar ist.

Diskussion

Die Anwendung der ICF für die Unterstützte Kommunikation erfordert Anstrengungen in mehrere Richtungen. Ein core set für die Unterstützte Kommunikation wäre im Hinblick auf die Handhabbarkeit der ICF in diesem Bereich sinnvoll. Der Prozess zur Entwicklung eines core sets wurde noch nicht durchlaufen. Dennoch scheint ein core set für die Unterstützte Kommunikation insgesamt schwierig zu realisieren. Möglicherweise wären mehrere core sets für unterschiedliche Zielgruppen der Unterstützten Kommunikation sinnvoller. Weitergehende Forschungen in diesem Bereich erscheinen notwendig. Erforderlich ist weiterhin umfangreicheres Schulungsmaterial zur Anwendung der ICF in der Unterstützten Kommunikation, das insbesondere mit einer großen Zahl an unterschiedlichen praktischen Kodierbeispielen und -übungen ausgestattet ist. Auf dieser Grundlage wäre eine breiter angelegte Datenerhebung möglich.

Literatur

Raghavendra, Parimala; Bornman, Juan; Granlund, Mats, Björck-Åkesson, Eva (2007): The World Health Organization's international classification of functioning, disability and health. implications for clinical and research practice in the field of augmentative and alternative communication. In: Augmentative and Alternative Communication, 23:4, 349-361.

Prof. Dr. Gregor Renner

Katholische Hochschule Freiburg

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