Deutsche Rentenversicherung

Implementierung der ICF in die Bewegungstherapie der stationären Rehabilitation nach Totalendoprothese

Stand 10.03.2012 Kostenlos

Beschreibung der Ausgangssituation

Das ICF-Modell ist inzwischen in zahlreichen Gesetzen, Verordnungen und Richtlinien zu finden und hat sich als konzeptionelle Grundlage in den Bereichen Sozialmedizin, Rehabilitation und Pflege etabliert (DRV 2007, BAR 2005). Auch wenn alle Rehabilitationseinrichtungen aufgefordert sind, ihre Konzepte und die therapeutische Praxis an der ICF auszurichten, befindet sich die praktische Umsetzung und Anwendung des Modells in Forschung und Praxis in der Umsetzungs- bzw. Implementierungsphase und besitzt folglich eher experimentellen Charakter. Mit der Verpflichtung zur internen Qualitätssicherung in stationären Rehabilitationseinrichtungen (SGB V §§135–137d SGB IX §20) ist der Auftrag verbunden, Qualitätssicherung in jedem Fachbereich zu implementieren und rationale, überprüfbare Konzepte zum kontinuierlichen klinischen internen und externen Qualitätsmanagement zu entwickeln (Huber et al. 2004). Im Zuge dessen wird im vorgestellten Projekt die ICF in die Konzeption der Bewegungstherapie implementiert. Die Implementierung der ICF erfolgt dabei für das Krankheitsbild „Zustand nach TEP“, da dies die größte Indikationsgruppe der kooperierenden Klinik ist.

Ziel

Ziel des Projektes war es, die Transparenz zu Zielen und Inhalten des bewegungstherapeutischen Therapieangebots zu gewährleisten. Diese Transparenz soll intern gegenüber den anderen Berufsgruppen im multidisziplinären Team, geschaffen werden, um auf diese Weise das ärztliche Verordnungsverhalten und die interdisziplinäre Zusammenarbeit zu optimieren. Zudem soll dadurch das bewegungstherapeutische Therapieangebot für die Kostenträger transparent sein. Umsetzung für die ICF-basierte Darstellung der Rehabilitationskonzeption nach TEP wurden zunächst indikationsspezifische Bedingungen und die Rehabilitationskette nach TEP beschrieben. Anschließend wurden Ziele und Maßnahmen der Bewegungstherapie der stationären Rehabilitationsklinik auf Grundlage des ICF-Modells dargestellt. Nach mehreren multidisziplinären Mitarbeiterschulungen zur ICF wurde ein ICF-basierter Befundplan für die Bewegungstherapie (Physio- und Sporttherapie) entwickelt, um die patientenbezogene Teilhabeorientierung im Rehabilitationsprozess zu gewährleisten.

Fazit

Trotz bestehender konzeptioneller Unklarheiten des ICF-Models bzw. der Klassifikation, wie z. B. der Differenzierung von Aktivität und Teilhabe, kann die bewegungstherapeutische Rehabilitationskonzeption nach TEP anhand des ICF-Modells strukturiert abgebildet werden. Das ICF-Modell erweist sich auch für eine indikationsspezifische Fallstrukturierung und die strukturierte Darstellung der Maßnahmen und Ziele der Bewegungstherapie als nützlich. Insbesondere die Berücksichtigung der ICF im Befund- und Dokumentationsplan hat sich für die therapeutische Arbeit als sehr gewinnbringend erwiesen. Ausgehend von der bisherigen Arbeit sollten auch Ziele und therapeutische Maßnahmen anderer Fachbereiche (z. B. Ergotherapie, Sozialdienst, Ernährungsberatung) ICF-basiert dargestellt werden, um das interdisziplinäre Verständnis und die Zusammenarbeit weiter zu verbessern (Schaller 2009). Bezüglich der Anwendungserfahrung bleibt festzustellen, dass sich die Nutzung der ICF im praktischen Rehabilitationsbetrieb als machbar und sinnvoll erwiesen hat. Die ICF leistet einen großen Beitrag auf dem Weg zu einer partizipations- und kontextorientierten Rehabilitationspraxis indem sie rehabilitatives Denken berufsgruppenübergreifend systematisiert. Als problematisch bezüglich der Implementierung der ICF in die Praxis hat sich gezeigt, dass die ICF bisher häufig nicht in Ausbildung bzw. Lehre verschiedener Berufsgruppen vermittelt wird, so dass es erhebliche zeitliche und personelle Ressourcen erfordert, neue Mitarbeiter betriebsintern zu schulen.

Literatur

  • Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (BAR) (2005). Rahmenempfehlungen zur ambulanten Rehabilitation bei muskuloskeletalen Erkrankungen. Frankfurt/Main.
  • Deutsche Rentenversicherung (DRV) (2007). Rahmenkonzept zur medizinischen Rehabilitation in der gesetzlichen Rentenversicherung. Berlin.
  • Huber, G.; Baldus, A.; Pfeifer, K. (2004). Qualitätsmanagement und Evaluation. In: Schüle, K., Huber, G. (Hrsg.): Grundlagen der Sporttherapie – 2. Auflage. 135–169. München: Elsevier GmbH.
  • Schaller, A. (2009). Anwendung der ICF in der stationären Rehabilitation nach Totalendoprothese: Implementierung in Rehabilitationskonzeption und Ergebnismessung. dissertation.de - Verlag im Internet GmbH.

A. Schaller, I. Froböse, Deutsche Sporthochschule Köln, T. Kausch, Kliniken Bad Neuenahr GmbH & Co. KG

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